Work Changes Gender
Towards a new organization of men's lives - emerging forms of work and opportunities for gender equality, EU-FP5
Ziel von Work Changes Gender ist es, das Spannungsfeld von neuen Arbeitsformen, individueller Lebensgestaltung von Männern und der Geschlechterbeziehungen in den am Forschungsprojekt beteiligten Partnerländern zu analysieren. Hierbei werden Umgangsweisen und Strategien von Männern analysiert, die das Verhältnis der Geschlechter im Sinne der Gleichstellung, mehr Lebensqualität von Männern und Frauen und individueller Zufriedenheit verbessern.
Neue Lebensbedingungen erfordern Entscheidungen und bewirken damit Veränderungen. Diese neuen Lebensumstände, vor allem die Arbeitsumstände, sind es, die wir im Rahmen unserer Analyse als entscheidende Wegbereiter für männliche Transitionsprozesse betrachten.
Ergebnisse Neue Arbeitsformen
Männliche Erwerbsverläufe ähneln immer deutlicher den Erwerbsverläufen von Frauen. Weniger als 50% aller männlichen Arbeitskräfte Europas arbeiten in einem Normalarbeitsverhältnis. Männer im Normalarbeitsverhältnis sind zur Minorität geworden - "normal" ist mittlerweile die Vielfalt der Erwerbsmuster.
Neue Lebensformen
In der Untersuchung zeigen sich drei wesentliche Motive arbeitsbezogener Veränderungen und damit einhergehender Entwicklungsprozesse männlicher Selbstbilder. Kinderbezogene neue Lebensumstände, die Unterstützung des beruflichen Fortkommens der/s Partnerin/s und die Erhöhung der Lebensqualität tragen dazu bei, dass Männer ihr Leben und ihre Arbeit aus einer veränderten Perspektive betrachten. Die Lebensformen der befragten Männer reichen von Alleinerziehenden, Singles, (Ehe-)Paaren, Lebensgemeinschaften wie Wohngemeinschaften bis zu homosexuellen und heterosexuellen "Living-apart-together-Paaren". Diese Lebensformen führen zu unterschiedlichen Arbeitsverteilungen in diesen Gemeinschaften und auch zu neuen Formen der emotionalen Reproduktion.
"Allein unter Müttern"
Die neuen und vielfältigen Anforderungen und Veränderungen im Rahmen der Familienarbeit führen bei Männern zunächst zu starken Verunsicherungen. Auf dem Kinderspielplatz, "allein unter Müttern", werden aktive Väter als Exoten, Ausnahmen usw. wahrgenommen. Aus dementsprechenden Reaktionen fühlen sie sich in ihrem Selbstverständnis als Mann verunsichert und deplaziert ("Misplacement"). Dies wird im späteren Verlauf durch Reflexion und die Veränderung der sozialen Kontakte und Netzwerke bewältigt. In Deutschland und Österreich wirkt sich ein sehr ausgeprägtes traditionelles Familienbild, verbunden mit einer geschlechterdualistischen Arbeitsteilung, erschwerend aus - hier haben die Männer mit ideologischen Stereotypen zu kämpfen.
"gender means women" - Männer im Gleichstellungsprozess
Geschlechtergleichstellung in den Unternehmen bedeutet hauptsächlich Frauenförderung. Männer werden selten oder gar nicht erwähnt. Auch Gender Mainstreaming Prozesse werden im allgemeinen mit Blick auf Frauen überlegt. Die ideologische Regel dazu lautet: "Gender means women".
- Männer in unüblichen Arbeit(zeit)modellen bzw. in Karenz sind Pioniere in traditionellen Unternehmen, Pioniere, die in der Regel sich selbst überlassen bleiben.
- Anders sieht die Situation für Männer mit alternativen Lebens- und Arbeitsentwürfen in jenen Unternehmen aus, die Gleichstellung bereits praktizieren. Dort wo Gleichstellungsmaßnahmen deutlich auf die Verbesserung der Situation für Frauen abzielen, sind zumeist sekundäre Effekte für Männer erkennbar. Männern kommt dabei die Rolle der ‚Unterstützer' weiblicher Karrierewege zu. Ihre aktive Vaterrolle ermöglicht der Partnerin beispielsweise einen frühen Wiedereinstieg. Gleichstellungsmaßnahmen dieser Art formulieren den Nutzen einseitig - thematisiert wird die ‚Win-Situation' für Frauen, nicht die "Win-Win-Situation" für beide Geschlechter.
- Fortgeschrittene Gleichstellungspraktiken formulieren den Nutzen für beide Geschlechter. Für Männer bedeutet dies einerseits Reduktion der männlichen Dominanz im Unternehmen, und es bedeutet eine Verbesserung der Lebenschancen durch die Abkehr von der Familienernährer-Rolle und Hinwendung zur aktiven Rolle im Bereich der Reproduktionsarbeit.
Das Ideal einer fairen und partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbsarbeit und Familienarbeit ist in der Realität schwer umzusetzen. Männer, die Betreuungsaufgaben übernehmen, repräsentieren eine neue Ausprägung des ‚relationalen', auf die Partnerschaft bezogenen Geschlechts, das dem traditionellen Organisations-Geschlecht im Unternehmen gegenübersteht. Diese erzeugt Spannung innerhalb der Organisation, und es drängt zur Veränderung der Organisationsstrukturen. Der Prozess der Veränderung steht aber erst am Anfang.
Männer als relevante Zielgruppe für die Gleichstellungspolitik
Männer und Frauen sind in einem Gender System organisiert und aufeinander bezogen. Veränderungen auf Seiten der Männer haben Effekte auf Frauen und umgekehrt. Wir plädieren für die Einbindung von Männerpolitik und männerbezogener Maßnahmen in die Strategie des Gender Mainstreaming. Das vorhandene Potential, das in dieser Verbindung liegt, ist bislang kaum wahrgenommen oder aufgegriffen worden.
Rolle des Forschungsbüros
- Mitarbeit in allen Arbeitspaketen
- Management des psychologischen Arbeitspaketes "Towards a New Positioning of Men"